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Lohn

Krise hin oder her: Manche Arbeitgeber in der Schweiz zahlen ihren Angestellten im neuen Jahr mehr Lohn. In krisengeschüttelten Branchen ist eine Lohnerhöhung dagegen unwahrscheinlich.

Der Detailhandelsriese Migros gewährt den meisten der 60'000 Mitarbeitern 0,5 bis 1 Prozent mehr Lohn. Konkurrent Coop will vor allem Angestellten mit tieferen Löhnen mehr geben und stockte dazu die Lohnsumme um 0,75 Prozent auf. Wer mehr als 6'000 Franken monatlich verdient, geht bei Coop in diesem Jahr leer aus.

Finanzbranche erhöht Löhne

Besser geht es den Angestellten in der Finanzbranche: Jenseits aller Boni-Debatten weitet zum Beispiel die UBS für Angestellte bis zum mittleren Kader die Lohnsumme per 1. März um 1,2 Prozent aus. Bei der Credit Suisse steigt die Lohnsumme bereits zum Jahresanfang um 1 Prozent.

Sogar 1,3% mehr Lohn in der Pharmaindustrie

Grosszügig kann sich die Pharmaindustrie zeigen, die der Krise am besten trotzt: Roche erhöht die Lohnsumme um 1,3 Prozent, Konkurrent Novartis zahlt in etwa im gleichen Umfange mehr, allerdings abhängig von der Beurteilung der Angestellten.

Darbende Industrie: Nur wenig mehr

Für die schwer getroffene Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie forderten die Gewerkschaften Unia und Syna 2 Prozent mehr Lohn. Dies liege bei vielen Firmen trotz Krise finanziell drin.

Die Arbeitnehmerorganisation «Angestellte Schweiz» hingegen forderte in erster Linie den Erhalt von Arbeitsplätzen und blieb bei Lohnforderungen zurückhaltend. Für 2010 erwartet der Personalverband für die Industrie und auch für viele krisengeplagte Chemie-Unternehmen Lohnerhöhungen von bis zu 0,5 Prozent. «Nach einer wirtschaftlichen Erholung werden wir aber Forderungen stellen», kündigte der Sprecher der Angestellten Schweiz, Hansjörg Schmid, an.

Arbeitgeberverband empfiehlt Nullrunde

Eine Nullrunde empfahlen angesichts der Krise der Arbeitgeber- und Gewerbeverband. Schreinermeister und Möbelfabrikanten oder baunahe Branchen wie die Elektroinstallateure und Gebäudetechnikfirmen weigerten sich, generelle Lohnerhöhungen für 2010 zuzusagen. Die Gewerkschaft Unia legte Protest ein.

«Versteckte Lohnsenkungen» bei Medien

Auch im Deutschschweizer Buchhandel gehen die Angestellten leer aus. In der gebeutelten Medienbranche gibt es laut der Gewerkschaft Comedia «maximal Nullrunden». «Durch die vielen Pensenreduktionen kommt es gar zu versteckten Lohnsenkungen: Die Leute arbeiten faktisch gleichviel, bekommen aber 10 oder 20 Prozent weniger Lohn», kritisiert Comedia-Sprecherin Nina Scheu.